Plenarsitzung: Lebensraum- und Artenschutz durch aktiven Naturschutz

Aidan Whitfield, politischer Berater, Butterfly Conservation Europe

Seit 1992 bestimmen die FFH-Richtlinien das Rechtsrahmen für den Schutz von besonderen Lebensräumen und seltenen Tier- und Pflanzenarten. Sie bauten das Natura 2000 Netzwerk von Schutzgebieten auf, mit strengem Schutz von über 4000 Arten, darunter auch Parnassius apollo und Parnassius mnemosyne.

Die Richtlinien haben einige Lebensräume und Arten erfolgreich beschützt, doch viele Populationen sind aufgrund von Belastungen wie z.B. landwirtschaftliche Intensivierung und Verschmutzung durch Pestizide und Düngemittel zurückgegangen.

Das European Butterfly Monitoring Scheme (eBMS) erbringt Nachweise für den Schmetterlingsrückgang in Europa.

Seit 2015 verwendet die EU die eBMS-Daten, um neue Politik für den Schutz von Schmetterlingen und anderen Bestäubern zu gestalten:

  • 2018 hat die EU die Bestäuberinitiative übernommen und damit die ABLE- und SPRING-Projekte finanziert, um Schmetterlings- und Bestäubermonitoring in Europa zu erweitern.
  • 2021 hat die EU die Biodiversitätsstrategie für 2030 für Ökosystem- und Naturschutz angenommen.
  • Juni 2022 hat die EU-Kommission ein Naturwiederherstellungsgesetz vorgeschlagen. Dieses Gesetz soll mindestens 20% der EU (Land und Meer) bis 2030 wiederherstellen, sowie alle Ökosysteme bis 2050. Zudem verlangt es die Entwicklung von nationalen Sanierungsplanen (inkl. mögliche Wiedereinführungen). Diese EU-Verordnung tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft, sobald sie vom Europäischen Parlament und Rat angenommen wird.

Lebensraummanagement und -schutz

David Cíp,Czech Union of Nature Conservation & Zdeněk Faltýnek Fric, Biology Centre AS CR &Czech Society for Butterfly and Moth Conservation (SOM)

Fortsitzender der internationalen Naturschutzorganisation JARO David Číp und Zdeněk Fric von der Institut der Entomologie haben die Hauptgründe des Landschaftsdiversitäts- und damit verbundene Insektenverlustes zusammen dargestellt. Sie haben auch einige innovative aktive Naturschutzmaßnahmen erwähnt.

Heutzutage gehören Wiesen zu den bedrohtesten Lebensräumen. Diese Wiesen sind durch verschiedene abiotische und biotische “Störungen”, wie etwa menschliche Aktivitäten, entstanden und aufrechterhalten worden. Faktoren wie z.B. Eis- und Schneelawinen, Lauffeuer, Hochwasser, Fallobst oder Borkenkäferplagen wurden genannt. Der Einfluss von Megaherbivoren wie z.B. Wildpferde, Auerochse (Bos primigenius), Wisente (Bison bonasus), Elche usw. wurde auch erwähnt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts konnten Menschen mit traditioneller Landespflege und Landwirtschaft diese Faktoren ersetzen. Mit der monokulturellen, chemischen Intensivlandwirtschaft und die Umwandlung von Wiesen zu Ackerflächen, Aufforstung und natürliche Sukzession durch den Rückgang von extensiver Beweidung hat sich das geändert.

Darauf folgte ein massiver Rückgang von Biodiversität und der Übergriff von Gehölzen und Gebüschen in wertvollen offenen Lebensräumen. Zudem erhöht der Klimawandel die Stickstoffverschmutzung und das damit verbundene schnelle Wachstum von Grünzeug. Seltene Arten in diesen Lebensräumen wie z.B. Apollo sterben aus. Es besteht die dringende Notwendigkeit, effektive Naturschutzmaßnahmen zu entwickeln, um offene Flächen in Naturschutzgebieten zu erhalten. So werden traditionelle Methoden wiedereingesetzt, darunter abmähen mit der Sense, Beweidung mit Schafen, Ziegen und Wildtieren wie z.B. rückgezüchteten Auerochsen, Wildpferden und Wisenten. Fußgängerverkehr von z.B. Touristen, oder auch Schwermaschinen wie z.B. Bulldozer oder Panzer können außerdem helfen, die Vegetation unter Kontrolle zu halten. All diese Methoden haben ihre Grenzen und es ist wichtig zu wissen, welche Kombination für den Schutz einer so fragilen Art wie Parnassius apollo eingesetzt werden sollte.

Neue Seiten von traditionellen Mähmethoden

Max Rossberg, Geschäftsführer der European Wilderness Society.

Vor der Erfindung von automatischen Mähmethoden haben Sense und andere Werkzeuge den Insekten, bodennistende Vögel und Kleinsäuger ermöglicht, beim Mähen der Wiese das Blatt zu entweichen. Heutzutage werde Kreiselmäher und -mulcher eingesetzt und wenigere Tiere überleben die Grünlandbewirtschaftung. Automatische Mäher wurden entwickelt, um schneller und effizienter zu arbeiten und den Landbesitzern Zeit und damit Geld zu sparen. Die Klingen drehen sich zu schnell, als dass die Tiere hindurchschlüpfen könnten, und sind in der Regel viel näher am Boden als zuvor, was bedeutet, dass es weniger Platz gibt, um sich vor ihnen zu verstecken. Darüber hinaus erzeugen die sich bewegenden Klingen von Kreiselmähern eine Saugkraft, die fast alle Organismen anzieht, die sich derzeit auf dieser Rasenfläche befinden. Wenn ein Heuaufbereiter oder Grashäcksler an das System angeschlossen ist, bleiben die wenigen Insekten, die den Schnittvorgang überlebt haben, oft im Heu stecken und werden dann in den Heuballen eingeschlossen. Moderne Mähmaschinen beeinflussen somit alle Aspekte der Wiesenfauna und beeinträchtigen manchmal ganze lokale Populationen einer bestimmten Art.

Aber das Mähen an sich muss für die Tierwelt nicht so schädlich sein. Es gibt Möglichkeiten, die Wiesenbewirtschaftung so anzupassen, dass die Vermehrung von Kleintieren möglich ist, zum Beispiel durch:

  • Schaffung eines wildtierfreundlichen Mähsystems, bei dem die Mahd außerhalb der Brutzeit erfolgt.
  • Mosaik- oder Rotationsmähen, damit die Tiere von einer Fläche zur nächsten wechseln können, bevor diese gemäht wird. Hierfür ist auch eine gestaffelte Verwaltung sinnvoll.
  • Verwenden Sie eine Schnitthöhe von mindestens 8 cm, damit die Tiere unter die Messer gelangen können.
  • Den Einsatz von Mulchern und Vakuum-Mäher vermeiden
  • Halten Sie das Befahren von wildreichen Wiesen auf ein Minimum.

Dies hängt natürlich von der Anpassungsbereitschaft und der wirtschaftlichen Situation der Landbesitzer ab. Deshalb ist es wichtig, Endprodukte zu fairen Preisen zu schaffen, mit denen die Verbraucher eine nachhaltigere Landbewirtschaftung unterstützen können.

#followapollo und dem Bemühungen unseres Teams! Die kombinierten Kompetenzen in den Bereichen Zucht, Erhaltung von Lebensräumen, Forschung, Umwelltbildung und Projektmanagement sind eine hervorragende Kombination für den Erfolg unseres LIFE-Projekts.

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